Der „Schwarze Tod“ ist verantwortlich für die verheerendsten Epidemien der Menschheitsgeschichte. Auch Lindau blieb davon nicht verschont. Um 1510 wütete die Pest dermaßen, dass der Platz für die Gräber ausging! Ein neuer Friedhof musste her. Der sollte aber außerhalb angelegt werden – was damals mit der Lage am Aeschacher Berg schnell erledigt war.

Festgemauert – aus römischem Terrakotta

Vielleicht mögen die Not und die Gelegenheit gleichermaßen den Ausschlag gegeben haben, den Friedhof hier anzugehen. Lagen doch in unmittelbarer Nähe praktischerweise genügend Steine herum. Heute weiß man, dass diese Steine, die man für die Friedhofsmauer und den Bau der Kapelle verwendete, die Überreste einer längst verfallenen, römischen Villa waren. Diese ist wiederum selbst ein Beleg für die große Bedeutung, die die Region für das Römische Reich hatte. Einige Bruchstücke aus Terrakotta sind noch heute im Mauerwerk der Kapelle erkennbar.

1520 wurde das spätgotische Bauwerk geweiht. Auf den sprichwörtlichen Frieden durften die hier Bestatteten aber nicht hoffen, zumindest nicht auf lange Sicht. Über die Jahrhunderte unterlag der Friedhof diversen Veränderungen. Im Zuge der Reformation sollten auf dem Gelände nach 1528 zunächst nur Protestanten bestattet werden – während Jahrhunderte später, nachdem Lindau 1806 bayerisch wurde, die katholische Bevölkerung stark zunahm und wiederum einen eigenen Friedhofsteil benötigte.

Umsonst ist aller Welten Müh‘

1914 wurde der „Gottesacker“ aufgegeben und blieb ab ca. 1920 „sich selbst überlassen“, wie man so schön sagt. Erst 1941 wurden Kapelle und Friedhof unter Denkmalschutz gestellt. Schlimmeres konnte jedoch auch dieser Schritt nicht verhindern: Einst ließen sich wohlhabende Lindauer – nach italienischem Ideal – entlang der Friedhofsmauer in kunstvoll gestalteten Grabstätten beisetzen. Ihr Reichtum war es schließlich, der den Bau der Kapelle überhaupt ermöglichte. Doch der Umgestaltung zur Parkanlage fielen diese Gräber 1961 zum Opfer.

Heute spüren Gäste beim Betreten der Anlage trotzdem gleich, dass dieser Ort eine geschichtsträchtige Bedeutung für Lindau hat. Ein engagierter Förderverein setzt sich seit 2003 für den Erhalt des Friedhofs ein. So kann man noch gut erahnen, was dieses, trotz Stadtlärm auffallend stille, Fleckchen Erde als letzte Ruhestätte prädestinierte. Auch nach 500 Jahren hegen Menschen noch immer den Wunsch, hier begraben zu werden. Seit 2010 sind Urnenbestattungen auf dem Alten Friedhof Aeschach wieder möglich.