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Von den sieben Freuden bis zum Paradies: Rund um die Wallfahrtskirchein Bildstein hat Judith Sperger einen Mariengarten geschaffen.

An der Südseite der Wallfahrtskirche Maria Bildstein, zwischen Bregenz und Dornbirn, führt ein kleiner Hang herab. Seit einiger Zeit zieren ihn jeweils sieben rote und weiße Rosen. Für flüchtige Besucher sind sie ein hübscher Blickfang vor der barocken Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Doch wer innehält und genauer hinsieht, bemerkt, dass weder die Farbe noch die Zahl ein Zufall sind: Die weißen Rosen symbolisieren die sieben Freuden und die roten Rosen die sieben Leiden Marias.

So wie im Fall der Rosen steht die gesamte Außenanlage der Wallfahrtskirche im Dienst einer uralten religiösen Symbolik: der Marienpflanzen. Im Mittelalter war die mit der Gottesmutter verbundene Zeichenwelt jedermann geläufig. Die Marienpflanzen wurden regelrecht verehrt, wegen ihrer Schönheit und ihrer Heilkräfte galten sie als Abbild des Himmels auf Erden. Die Namen mancher Pflanzen erinnern bis heute an diese Verbindung von göttlicher und irdischer Kraft. So dient die Madonnen- lilie als Heilmittel gegen Schlangenbisse, und der Baldrian ist auch als Marienwurzel bekannt.

Für die zehn kreisrunden Beete rund um die Wallfahrtskirche hat Judith Sperger themenbezogene Arrangements komponiert: das Beet „Himmlische Mutter“ zum
Beispiel, in dem Rosen von Veilchen und Vergissmeinnicht umgeben sind; oder ein Beet mit Immergrün, das im Volksmund auch Sinngrün heißt, was dem Beet den Namen „Sinngarten“ eintrug; oder den „Paradiesgarten“, in dem ein Zierapfel auf Walderdbeeren trifft. Was Walderdbeeren mit Maria zu tun haben? „Die Menschen im Mittelalter litten unter der hohen Kindersterblichkeit, und Darstellungen von Kindern, die im Himmel mit Maria Erdbeeren naschen, spendeten Trost“, erklärt Judith Sperger.

Intensiv hat die Gartengestalterin aus Lustenau recherchiert, bevor sie diesen begehbaren Gottesdienst schuf, und einige ihrer Erkenntnisse können Besucher in der kleinen Broschüre nachlesen, die eigens für den Mariengarten erstellt wurde. Eine Voraussetzung, um das Geheimnis des Gartens zu entschlüsseln, sei dieses Wissen jedoch nicht. „Die Anlage soll kein Lehrpfad sein, sondern einfach berühren“,  betont Judith Sperger. Zugleich ist sie überzeugt: „Alles, was uns berührt und erfreut, hat auch therapeutische Kräfte. Und diese Pflanzen sprechen eine eigene Sprache, entfalten eine eigene Kraft. “

Mehr als eine Einladung, sich vom Geist des Orts berühren zu lassen, will der Mariengarten nicht darstellen. Zu diesem unaufdringlichen Konzept passt die Idee, dass sich Paten um die einzelnen Beete kümmern. „Die Pflege soll aber nicht zur Überforderung oder Last werden“, sagt Judith Sperger, vielmehr könne Patenschaft auch bedeuten, „für eine schöne Viertelstunde mit der Pflanze auf Du und Du zu gehen.“ So wird der Mariengarten zum Kreuzungspunkt unterschiedlicher Lebenswege. Andrea zum Beispiel, die sich um den Paradiesgarten kümmert, hatte früher daheim einen großen Garten und am Hang dazu noch ein Kräuterbeet. Heute hat sie nur noch einen Balkon. „Für mich ist das hier ein Geschenk“, sagt sie. Man könnte auch sagen: ein Stück vom Himmel.


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