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Wer in der Staudengärtnerei Porsch anruft und nach der Chefin fragt, erhält zuweilen eine rätselhafte Auskunft. Nein, die sei jetzt leider nicht zu sprechen. „Sie ist auf dem Acker.“ Ein Acker und eine Gärtnerei? Noch rätselhafter erscheint die Bezeichnung, wenn man die knapp zwei Hektar große Anlage kennt. Hinter einem Holztor zeigen sich Beet-, Solitär- und Schattenstauden, Kräuter, Gräser, Farne, ein Rosenpavillon, ein Teich, eine Bank unter der Linde … Kurzum: ein Garten, wie er im Buche steht. Und tatsächlich findet man die Staudengärtnerei in Cordula Hamanns Buch „Die schönsten Gärtnereien“ verewigt.

1987 jedoch, in dem Jahr, in dem Andrea und Thomas Porsch das ans Naturschutzgebiet Degermoos angrenzende Gelände erwarben, war der rustikale Kosename absolut angemessen. Der vorherige Inhaber, ein Bauer, hatte hier in den letzten Jahren seine Islandpferde weiden lassen, „und außer Ampfer wuchs hier fast nichts“, erinnert sich Andrea Porsch. Der Traum von
der eigenen Staudengärtnerei wurde bald korrigiert, weil sie unverhofft schwanger wurde und ihr Mann den Landschaftsbau als Haupterwerbszweig ausbaute. Die Staudengärtnerei ist bei den Kunden aber nach wie vor beliebt. Und das nicht nur wegen der Pflanzen.

Ein Grund dafür liegt darin, dass die Anlage zwar wohnlich aussieht, spätestens, seitdem man im vergangenen Frühjahr nach langem Hin und Her endlich das schmucke rote „Staudenhaus“ bauen durfte und die Gärtner jetzt ein Dach über dem Kopf haben. Aber die Porschs wohnen nicht hier, und das macht es ihnen noch leichter, Kunden und Passanten dazu einzuladen, ihnen über die Schulter zu gucken. Der Hauptgrund dürfte jedoch in der Atmosphäre liegen, die Andrea Porsch hier erzeugt. „Der liebe Gott hat mich zur Muße geschaffen und nicht dazu, ständig auf den Knien zu schuften“, hat sie ihrem Mann einmal erklärt.

In ihrem Beruf hat sie gelernt, beide Pole miteinander zu verbinden, aber ohne die Zeit für ein persönliches Gespräch wäre dieser Job wohl kaum mehr ihr Traumberuf. „So entwickeln sich auch Freundschaften“, sagt Andrea Porsch, deren in Stuttgart lebende Tochter über das innige Verhältnis zur Kundschaft nur staunen kann. „Mama, ich kenne keinen Laden, wo die Kunden der Verkäuferin Kuchen mitbringen“, sagte sie bei ihrem letzten Besuch. Die Kunst der Entschleunigung zieht die unterschiedlichsten Menschen an. Eine Frau beispielsweise war kürzlich mit vier Kindern in der Gärtnerei. Die Kinder liefen herum, die Minuten vergingen, und irgendwann fragte Porsch, ob sie helfen könne. Die Frau fragte nach einem Dünger. „Dünger führen wir gar nicht“, war die Antwort, woraufhin die Frau erwiderte: „Wenn ich ehrlich bin, sind wir bloß wegen der Schweine gekommen!“ Und wegen der Kaninche, der Hühner und der Schafe. „Oft sind es Kinder, für die der Einkauf unverhofft zum großen Erlebnis wird und die gar nicht mehr nach Hause zu kriegen sind.“

Ein ganz anderer, mindestens so berührender Fall war der eines älteren Herrn, der stets ganz besondere Pflanzen kaufte. „Es würde mich interessieren, Ihren Garten zu sehen“, entfuhr es Andrea Porsch, der Mann antwortete ausweichend, er habe die Pflanzen noch gar nicht eingepflanzt, bis er irgendwann mit der Wahrheit herausrückte: Er hatte überhaupt gar keinen Garten. „Und dann hat er mir seine ganze unschöne Lebensgeschichte erzählt. Für ihn war das Einkaufen der Weg, um Menschen zu treffen. Geld genug hatte er.“

Apropos Geld: Kunden, die eine Stunde lang Fragen zu einem Produkt stellen und sich Tipps geben lassen, um dann zehn Prozent günstiger bei einem Onlineversand zu bestellen – diesen Albtraum des Einzelhandels erlebt Andrea Porsch nur sehr selten. Im Gegenzug erleben hier auch die ganz normalen Kunden Ungewöhnliches: nämlich eine ungewöhnlich gute Beratung. „Die grundlegenden Angaben findet man zwar auch bei Pflanzen aus dem Supermarkt, aber es ist niemand da, der einem erklärt: Wie vergesellschafte ich die? Wie schneide ich die zurück?“ Porsch kann es, und manchmal rät sie einem Kunden sogar vom Kauf ab, wenn sie sich sicher ist, dass dessen Gartenplan nicht aufgehen wird.

Deshalb kommen die Kunden auch aus Österreich und der Schweiz ins Westallgäu, bleiben einen halben Tag und fahren mit vollgepacktem Auto wieder nach Haus. Das sind die professionellen Glücksmomente einer Gärtnerin. Die privaten erlebt Andrea Porsch jedes Mal, wenn sie durch den Garten streift. „Er ist für mich ein Überraschungspaket“, sagt sie. Und wenn sie im Winter durch kniehohen Schnee über ihren geliebten „Acker“ läuft und die ersten Schneeglöckchen entdeckt – „dann freue ich mich wie ein kleines Kind“.


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