Ganz freiwillig ist er sicher nicht gekommen: Der toskanische Großherzog Ferdinand IV. siedelte Mitte des 19. Jahrhunderts am Bodensee an, nachdem er sich zum Gang ins Exil gezwungen sah. Der Grund: Mit der italienischen Nationalbewegung endete 1860 die Herrschaft der Habsburger über das Großherzogtum Toskana. Nominal war Ferdinand zwar noch Großherzog der Region geworden. Doch dankte er, wohl auch aufgrund von Vermögensfragen, alsbald ab, um sich an den Bodensee zurückzuziehen.

Wo der Adel dem Hochadel nachfolgte

1862 erwarb er den Grund und Boden, auf dem der Toskanapark heute liegt und ließ später auch den Uferbereich aufschütten – und eine Mauer mit zwei Bastionen und Treppe zum See anlegen. Weshalb er die Toskana verlassen musste, wissen wir. Aber warum gerade nach Lindau? Inspiriert haben dürfte ihn nicht zuletzt seine Halbschwester Auguste Ferdinande von Österreich, die kurz zuvor in Lindau Grund erworben hatte und dort die Villa Amsee [Link?] errichten ließ.

Auguste war nicht nur älter als er und ein Vorbild, sondern auch die Gemahlin von Prinzregent Luitpold von Bayern und damit Teil des Bayerischen Königshauses. Schnell wurde ihr Rückzugsort am Bodensee zum beliebten Treffpunkt des europäischen Hofadels. Das dürfte Ferdinand gefallen haben.

Für immer der Toskana verbunden

Auf seinem eigenen Anwesen ließ er sogar einen kleinen Hafen samt Landungsbrücke errichten. Anstelle des bestehenden Landhauses wurde die Villa Toskana erbaut – und auf der Fläche, die man dem See abgerungen hatte, entstand jene reizende Anlage mit verzweigtem Wegenetz, Ruhebänken und dem großen Rondel mit Fontaine, die noch heute das Flair der damaligen Zeit erahnen lässt.

Das Gedenken an Ferdinand IV. ist trotz Exil noch heute mit der Toskana verbunden. Bis zu seinem Tode 1908 verbrachte er die Sommermonate in seiner gleichnamigen Villa in Lindau. So, wie er das „Kernland der Renaissance“ namentlich bis heute in Lindau verankerte, wird auch der Trakt des Salzburger Schlosses, in dem Ferdinand die Winter verbrachte, noch heute nicht nach ihm benannt, sondern nach der Region, die er verlassen musste und über die seine Familie einst herrschte: Toskanatrakt.

Zeugnis vom Ende einer Epoche

Nach Ferdinands Tod verwaiste das Anwesen in Lindau alsbald. Es heißt, in den Kriegsjahren sei die Anlage derart ungepflegt geblieben, dass die angelegten Wege schließlich ganz verschwanden. Kurz darauf gab es ein Ansinnen in der Lindauer Bevölkerung, die leerstehende Villa, die auch für das Ende einer Epoche stand, zu beschlagnahmen und in Wohnungen umzuwandeln. So weit kam es nicht; 1926 kaufte die Stadt das Land. Schloss und Parkanlage blieben erhalten und sind für die Öffentlichkeit seitdem zugänglich. Bis heute ist die städtische Verwaltung Lindaus in der Villa Toskana untergebracht.