Ein Wasserschloss gehört nicht ins Reich der Fantasie – auch wenn man dabei vielleicht an Meerjungfrauen oder -männer denken könnte. Der Begriff kommt eigentlich von der Wasserburg. Das waren seinerzeit Befestigungsanlagen, die an Orten gebaut wurden, wo es keine für die Verteidigung vorteilhafte Höhenlage gibt. Stattdessen baute man diese Burgen an Stellen, die aus anderen Gründen gut zu verteidigen waren, vor allem am Wasser.

Von der Wasserburg zum Wasserschloss

Zu früheren Zeiten war Schloss Senftenau auch als Burg geführt. Wann genau die Anlage gebaut wurde, ist nicht bekannt. Man vermutet, im 12. oder 13. Jahrhundert. Vom Wasser, das die Burg zur Wasserburg machte, ist heute noch ein Weiher übrig. Das schützende Nass war also nicht etwa der Bodensee, der hier im Lindauer Stadtteil Aeschach viel zu weit weg ist, sondern ein künstlich angelegtes Gewässer. Das war aber keinesfalls unüblich damals. Man denke nur an den klassischen Burggraben.

Der Weiher ist bis heute geblieben, während die ehemalige Burg viel Wandel erlebt hat. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Senftenau 1344. Neben dem Schloss stand auch eine Mühle dort, doch nutzten die unterschiedlichen, adeligen Besitzer das Anwesen hauptsächlich als Sommerresidenz. 1525 ging Schloss Senftenau im Zuge des Bauernkrieges an die Familie Humpis über, ein bedeutendes und überaus wohlhabendes Patriziergeschlecht aus dem nahen Ravensburg.

Romanschauplatz mit Seltenheitswert

Da es sich bei Senftenau aber um ein Lehen des Lindauer Damenstiftes handelte, ging das Schloss 1605 wieder in den Besitz Lindaus über. Zwischen 1551 und 1569 wurde der Gebäudekomplex erneuert und ist im Wesentlichen bis heute so erhalten geblieben. 1918 ließ sich der Schriftsteller und Philosoph Bruno Wille auf Senftenau nieder. Er legte sogar die Handlung eines seiner Romane hier an, der Maid von Senftenau.

Das Wasserschloss ist heute eines der wenigen vollständig erhaltenen im Bodenseeraum. Seit Mitte der 1980er-Jahre ist es allerdings in Privatbesitz und daher nicht öffentlich zugänglich.