„Kleinod“ ist so ein schönes altes Wort, das einem gleich einfallen mag, wenn man die Insel Hoy betrachtet. „Schmuckstück“ würde man heute vielleicht sagen und das trifft auf die Hoy allemal zu. Klein ist sie auch, genauer gesagt sogar das kleinste Eiland im ganzen Bodensee. Tapfere 53 Quadratmeter Land hat die Insel zu bieten, ringsum von einer Mauer umschlossen. Aber wenn es um die Schönheit geht, spielt die Größe bestenfalls noch eine untergeordnete Rolle.

Eine eigene Insel zum Baden

Schön sollte die Insel schon sein – das dachten sich wohl auch die ehemaligen Besitzer der Villa Seeheim. Sie ließen die Hoy in den 1920er-Jahren als private Badeinsel anlegen. Ganz recht: Die Insel ist nicht auf natürliche Weise entstanden; daher auch die mehr oder weniger rechteckigen Form. Diese Form der „Landgewinnung“ war damals in Lindau und auch anderswo am See nicht unüblich. So mancher Hektar Land wurde dem Wasser erst durch Aufschüttungen abgerungen, etwa mit Erdaushub, der bei Neubauten anfiel.

Seit 1973 ist die Insel Hoy im Besitz des Freistaat Bayern und seit 2009 vertraglich der Stadt Lindau überlassen. Bei den Einheimischen wie den Gästen ist die Insel überaus beliebt. Und das nicht nur als Fotomotiv. Dabei kann man die Hoy nicht mal ohne Weiteres betreten. Aber bei niedrigem Wasserstand gelangt man sogar zu Fuß dorthin. Vom Ufer in der Reutiner Bucht aus sind es nur gut 100 Meter.

Hoy in Gefahr?

2019 sorgten sich die Lindauer ernsthaft um die Hoy: Ein Sturm hatte der ehrwürdigen Trauerweide, die die Insel optisch dominiert, arg zugesetzt. Der Hauptstamm brach ab und lag im Wasser! Dabei verdankt die Stadt der Baumart aller Wahrscheinlichkeit nach ihren Namen: Lindau bedeutet demnach wörtlich „Insel, auf der Lindenbäume“ wachsen. Mindestens seit dem 13. Jahrhundert ziert die Linde das Stadtwappen.

So war es eine glückliche Fügung, dass sich der alte, von Wind und Wetter gezeichnete Stamm, weit härter im Nehmen zeigte als gedacht. Er ist zwar hohl – und schändlicher Weise wurde darin sogar schon mal gezündelt – aber laut den Experten der Lindauer Stadtgärtnerei bleibt er absolut standfest.

Da Insekten und Fledermäuse hier gerne daheim sind, sollte der Stamm auf jeden Fall auf der Insel stehen bleiben. Auch ein erneutes Austreiben galt als nicht unwahrscheinlich, doch dann setzte Anfang 2021 wieder ein Gewittersturm der Linde zu. Ob der Baum erhalten bleiben kann, steht zum gegenwärtigen Zeitpunkt leider nicht fest.