Wenn die Sonne auf sein bunt gedecktes Dach scheint und das gelbe Obergeschoss weithin sichtbar strahlt, dann mutet er fast wie ein zweiter Leuchtturm an – der Mangturm an der Hafenpromenade.  Und tatsächlich wurde der quadratische Steinbau im 12. Jahrhundert als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung errichtet.

Mangturm diente als Wach – und Signalturm

„Zu Schutz und Trutz des Seehafens – ein kräftiges Wahrzeichen der ehemaligen freien Reichsstadt Lindau“, so steht es an der Wand des Baus. Imposante 35 Meter hoch und versehen mit Schießscharten war der Turm früher noch von Wasser umgeben – ein perfekter Beobachtungsposten am Endpunkt der Stadtmauer, zu der auch die beiden Nachbartürme des Fischerviertels, der Peters- und der Diebsturm gehörten. Um der Schifffahrt auf dem Bodensee Signale senden zu können, hingen außerhalb des Turms,  Feuerkörbe an einer Stange.

Erst als 1856 Lindaus neuer Leuchtturm fertiggestellt wurde, verlor der Mangturm seine Funktion als Wach- und Signalturm. Er wurde um ein Geschoss aufgestockt und mit den markanten, glasierten Ziegeln gedeckt, die ihn heute zu einem beliebten Fotomotiv machen. 1914 wurde die frühere Türmerwohnung im Obergeschoss zu einem Aussichtsraum umgestaltet. Auf vielen Bildern dürfte auch ein langer, blonder Zopf zu sehen sein, der aus einer der Schießscharten herabgelassen wird – ein Hinweis auf Rapunzel und damit die Märchenstunden, die häufig in dem historischen Bauwerk stattfinden. Wer den Geschichten lauschen oder einfach nur den wunderbaren Blick genießen will, muss natürlich erst die 89 Stufen in die Turmstube erklimmen.

Im obersten Stockwerk

…bieten die Fenster des Aussichtsraums einen herrlichen Blick auf die gebaute Stadt und die sie umgebende reiche Landschaft, so lässt die farbenfrohe Decke einen Blick in die reiche Geschichte Lindaus zu – so, wie man sie sich 1914 vorgestellt hat. In diesem Jahr hat der Lindauer Künstler Robert Schielin die Decke mit Namen und Wappen zahlreicher Städte geschmückt, mit denen Lindau einst in enger Beziehung gestanden hatte. Den Fries hat er mit Wappen, Schriftzügen und Medaillons versehen. Sie wollen die Geschichte Lindaus von seinen Anfängen bis 1914 erzählen, vom Damenstift und der Reichsstadt Lindau, vom Lindauer Reichstag von 1496, von der Reformation und dem 30-jährigen Krieg, von der Zugehörigkeit zu Bayern (seit 1806) und zum Zweiten Deutschen Kaiserreich (seit 1871), dazu von Königen und Kaisern, die für Lindau von Bedeutung waren.

Woher der Name Mangturm kommt

Die Benennung des mittelalterlichen Mangturms lässt auf ein ehemaliges Bauwerk in seiner Nachbarschaft schließen: das Tuch- und Mangenhaus. So hießen im Mittelalter die Lagerhäuser der Tuchmacherzunft. Der Name Mangenhaus stammt also von Mange bzw. Mangel ab – der Glättmaschine der Färber.