Anfahrt
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar
begrenzte Parkmöglichkeiten auf dem Hof

von der Ortstafel Hittisau aus Lingau kommend, genau 300 m auf der linken Straßenseite
von der Ortstafel Hittisau aus Krumbach kommend, genau 40 m auf der rechten Straßenseite

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auf Anfrage

Vielfalt statt Einfalt, langfristige Optimierung statt kurzfristiger Gewinnmaximierung: Daniela und Alfons Kaufmann betreiben ihren Hof nach den Prinzipien der Permakultur. Dabei hat jede Pflanze und jedes Tier seine nützliche Aufgabe.

Als Daniela und Alfons Kaufmann mal wieder fast an ihrer Umwelt verzweifelten – der menschlichen, wohlgemerkt, nicht der natürlichen –, sprach ihnen ein Kunstprofessor Mut zu, der ihren Bauernhof ab und zu besuchte. „Nicht verzagen“, meinte der Professor, „ihr seid wie Künstler: eurer Zeit ein paar Jahre voraus!“ Das Expertenlob galt weder dem 100 Jahre alten Bregenzer Bauernhaus noch der Optik des Gartens. Es galt dem Gesamtkunstwerk, das die Kaufmanns auf dem Hipphof in Hittisau geschaffen haben. Hier erproben sie ein neues Miteinander von Mensch und Natur. „Permakultur“ lautet der Fachbegriff dafür.

Die Geschichte des Begriffs wirft ein Schlaglicht auf die Merkwürdigkeiten der modernen, globalisierten Welt. Denn nach dem Prinzip langfristig funktionierender, naturnaher Kreisläufe in der Landwirtschaft hatten die Landwirte Europas (und Asiens) vor der Industrialisierung ja schon jahrhundertelang gearbeitet. Doch erst die Forschungen der beiden Australier Bill Mollison und David Holmgren, für die Mollison 1981 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde, machten die Permakultur in Europa wieder populär. In Österreich sind es vor allem Sepp Brunner und Sepp Holzer, mit deren Namen sich der Begriff verbindet. Auch für die Kaufmanns waren die Landsleute Inspirationsquellen auf dem Weg zur Wiederentdeckung alter Grundsätze. Diese lauten: langfristig statt kurzfristig denken, optimieren statt maximieren, Vielfalt statt Einfalt kultivieren. „Schädlinge“ gibt es in dieser Welt nicht, genauso wenig wie „Unkräuter“. Alles hat seinen Platz, jede Pflanze und jedes Tier spielt seine Rolle.

Die Hühner und Enten zum Beispiel, die auf dem Hipphof frei umherwatscheln, halten das Gras kurz und vermehren sich in Eigenbrut. Und die Sträucher und Hecken vor dem Haus wachsen zwar ungestört, stehen hier aber nicht zufällig. „Wir erreiche ich die beste Artenvielfalt? Indem ich Sträucher pflanze und Hecken wachsen lasse“, erklärt Alfons Kaufmann. Ganz besonders freut das die Bienen. Sie finden hier alles, was sie sich an Pollen- und Nektarspendern, Blüten- und Fruchträgern nur wünschen können: winterharte Pflanzenarten, Weiden- und Haselsträucher. „Wenn alle so wirtschaften würden, müssten wir Bienen im Winter nicht mehr füttern“, meint Kaufmann.

Im eigenen Dorf galt der Prophet lange Zeit wenig. „Unkultivierte Büsche“, lautete noch einer der freundlicheren Kommentare. Im Gemeindeblatt wurde peinlich genau der aktuelle Stand beim Bau des Hühnerstalls auf dem Hipphof festgehalten, und bis heute kommt der typische Kunde des kleinen Bioladens nicht aus dem Bregenzer Wald, sondern aus München, Nürnberg oder Berlin.

Immerhin: Beim Haus des ehemaligen Bürgermeisters wurde ein Vogelhaus, welches von Alfons Kaufmann gezimmert wurde, aufgestellt. Und seitdem sich die Wogen geglättet haben, gab es für ein Hittisauer Gemeindeteam bereits eine Führung und Tipps für die Selbstversorgung mit Lebensmitteln. Kein Wunder: Die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft sind auch im Bregenzer Wald zu sehen – die „Energiestrategie 2020“ der Gemeinde Hittisau war Anlass, vorhandene Strukturen zu prüfen und den enormen Energieverbrauch jedes einzelnen Bürgers zu überdenken.

Viele solcher Fehlentwicklungen, glauben die Kaufmanns, ließen sich korrigieren, wenn man der Natur die Arbeit überlassen würde. „Der Wald hat die beste Energieausnutzung, da kommt kein synthetischer Dünger mit“, sagt Alfons Kaufmann. Er berichtet von Studien, wonach Enzyme in einem von Borkenkäfern bedrohten Wald durch die Erde hindurch chemische „Nachrichten“ an die Bäume übermitteln, damit diese einen Schutz aufbauen. „Die Natur ist viel raffinierter als die Technik“, staunt der Bauer, der daneben als selbstständiger Monteur für Industrie- und Heukrananlagen arbeitet und überdies zertifizierter Fotovoltaiktechniker ist. In das Holzschindeldach des Hipphofs hat er eine Fotovoltaikanlage eingebaut, die fünfmal mehr Energie erzeugt, als die Familie verbraucht.

Reich wird man nicht bei der Form von Landwirtschaft, der sich die Überzeugungstäter verschrieben haben. „Selbst wenn wir uns nur fünf Euro Stundenlohn bezahlen würden, müsste das Kilo Kartoffeln bei uns vier Euro kosten“, rechnet Alfons Kaufmann vor. Doch was die Familie unter Wohlstand versteht, richtet sich auch nach anderen Maßstäben. „Wir leben gut und haben gesunde Lebensmittel und genügend Bewegung“, sagt Daniela Kaufmann. „Außerdem vergessen wir bei der Arbeit die Zeit und kommen zur Ruhe.“ So viel Harmonie wirkt anziehend. Nicht nur auf stressgeplagte Städter oder Kunstprofessoren. Sondern auch auf den Dachs, der regelmäßig einen Kilometer weit läuft, um vom Obst zu naschen. Leider frisst er auch die Igel. Aber so ist das nun mal in einem System, in dem alle ihre Rolle spielen.


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