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Geschichte wird gemacht: 1922 sollte Lindau deutlich wachsen, die schiere Platznot trieb damals die Stadtväter. Dabei nahmen sie Gebiete ins Visier, die schon einmal zu Lindau gehört hatten.

Wie Lindau vor 100 Jahren groß werden sollte

Es war damals nicht anders als heute: Anfang des 20. Jahrhunderts war die Insel Lindau nahezu vollständig bebaut. Gleich drei Orte – Aeschach, Hoyren und Reutin – sollten deshalb eingemeindet werden, später kamen noch mehr neue Stadtteile hinzu. Wir nehmen dieses „Jubiläum“ zum Anlass, um einen Blick in die Lindauer Geschichtsbücher und in die Stadtteile selbst zu werfen. Denn während sich noch immer vieles auf der Insel mit ihrer historischen Altstadt abspielt, tragen die einzelnen Stadtteile immens zu dem bei, was heute den Charakter Lindaus ausmacht. Die Geschichte einer Stadt ist schließlich von vielen Einflüssen geprägt. Nie ist sie irgendwie „abgeschlossen“. Alles bleibt im Wandel. Dabei können politische Interessen, Reformen und Verwerfungen durch Kriege, Konflikte und Katastrophen wie Brände und Hochwasser ebenso eine Rolle spielen, wie die wirtschaftliche und demografische Entwicklung.

In Lindau haben alle diese Entwicklungen dazu beigetragen, dass ganz unterschiedliche Mentalitäten, Professionen und Einflüsse die Entwicklung und
Geschichte der Stadt geprägt haben. Die Spuren der Eigenständigkeit verwischen sich zwar im Lauf der Zeit, aber sie gehen auf in einem Gesamtbild der Stadt, das längst mehr ist, als es die Summe seiner Teilgemeinden einmal war.

Darum sollte Lindau 1922 wachsen

Heiner Stauder, Leiter des Stadtarchivs Lindau, erklärt: „Im Zuge der tiefgreifenden Veränderungen, die die Französische Revolution von 1789 in ganz Europa nach sich zog, verlor Lindau 1802 seine reichsstädtische Autonomie und wurde 1806 bayerisch. Die neue Verwaltung trennte zwei Jahre später das Festland von Lindau ab und bildetet dort 1818 drei neue Gemeinden: Aeschach, Hoyren und Reutin. So wurde die Stadtgemeinde Lindau allein auf die Insel begrenzt und damit in ihren Entwicklungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Nicht einmal für einen eigenen Friedhof war Platz auf der Insel!“

 

 

Stadtteil Hoyren

Dass man vom Hoyerberg heute einen so herrlichen Blick auf den Bodensee und die Alpen hat, ist der Eiszeit zu verdanken. Rund 70 Meter erhebt sich der Endmoränenhügel majestätisch über das Niveau des Sees. Was heute ein Hotspot für Fotografen und Selfie-Shooter ist, war es früher schon für Maler, die hier in der Natur ihre Motive fanden. Am Hoyerberg wechseln sich private, parkähnlich gestaltete Gärten mit „echten“ Kuhweiden und Obstwiesen ab!

Stadtteil Schachen

Schachen (oder auch: Bad Schachen) war zusammen mit dem gleichnamigen Bad Teil der Gemeinde Hoyren und kam mit dieser 1922 zu Lindau. Hier nahm die heute berühmte  Bayerische Riviera ihren Anfang: Mitte des 19. Jahrhunderts ließ Friedrich Gruber sich die Villa Lindenhof als Sommerresidenz am Schachener Ufer bauen. Die Familie war äußert  wohlhabend, betrieb in Italien erfolgreich Handel. Dort, in Genua, ließ man sich wohl von der italienischen Riviera inspirieren. Die Entscheidung für den Sommersitz in Lindau machte alsbald Schule: Viele wohlhabende und angesehene Familien zogen nach und ließen sich ebenfalls stattliche Villen am Schachener Bodenseeufer (samt zugehöriger Parkanlangen) in  Schachen errichten.

Stadtteil Aeschach

In Aeschach sind die eigentlichen Ursprünge Lindaus zu finden: Die mittelalterliche Marktsiedlung, aus der schließlich die Stadt hervorging, lag ursprünglich hier, ehe sie um 1080 auf die Insel verlegt wurde. Ziel der Maßnahme war es, mehr Sicherheit zu gewährleisten, was sich auf einer Insel einfach besser umsetzen ließ. Der Name Aeschach taucht sogar lange vor denen
der anderen Stadtteile auf, in den Urkunden erstmals im Jahre 802. Und noch viel früher, im 2. Jahrhundert, hatten sich hier schon die Römer niedergelassen. Heute verweist der Name des Römerparks in Aeschach auf den Standort dieser „villa suburbana“. Sogar Mauerreste sind hier noch zu sehen!

Stadtteil Insel

Für viele Menschen prägt die Lindauer Insel am ehesten ihr Bild der Stadt im Bodensee. Dabei nimmt sie, die einst vom Rheingletscher geschaffen wurde und aus zwei separaten Inseln bestand, nur zwei Prozent der heutigen Fläche des Stadtgebietes ein. Dennoch sind auf diesem kleinen Flecken Lindaus zwölf Prozent aller Einwohner zu Hause.

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In unserem diesjährigen Urlaubsmagazin berichten wir ausführlich über die Geschichte der 100 Jahre Stadtteile Lindau. In unserem Downloadbereich können Sie sich ein Exemplar kostenlos bestellen oder direkt in digitaler Form herunterladen.

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Stadtteil Ober- und Unterreitnau

Kurios: Reitnau war eine kleine Gemeinde nahe Lindau, die erst 1971 im Zuge der Gemeindegebietsreform entstand, als sich die selbstständigen Gemeinden Oberreitnau und Unterreitnau zusammenschlossen. Doch nach genau viereinhalb Jahren war es mit der Gemeinde auch schon wieder vorbei, Reitnau wurde am 1. Januar 1976 nach Lindau eingemeindet.

Stadtteil Zech

Der heutige Stadtteil entwickelte sich im südöstlichen Teil der Reutiner Gemarkung ab den 1930er-Jahren. Sie bot damals den Raum für ein Selbsthilfeprojekt von Arbeitslosen, die sich eigenständig billigen Wohnraum errichten sollten. Bis 1945 hieß die Siedlung Siebertsdorf, benannt nach dem bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert, der zur Zeit der  Eingemeindungen 1922 Bürgermeister Lindaus war.

Stadtteil Reutin

Der heutige Stadtteil, seit Jahrhunderten Trinkwasserlieferant der Insel, war bis um 1870 überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Dann begann mit dem Eisenbahnbau die  Industrialisierung, die nirgendwo in Lindau stärker ausgeprägt war als hier. Neben der Eisenbahn zogen kleine und große Firmen – darunter Nestlé und Dornier – viele Arbeiter an, die sich mit ihren Familien hier niederließen. Die Eingemeindung Reutins brachte Lindau die heutigen Stadtteile Streitelsfingen, Niederhaus und Rickenbach gleich mit ein, denn bis 1922 waren sie Ortsteile von Reutin.

Lindauer Stadtgeschichten

Mit den Lindauer Stadtgeschichten möchte die Stadt Lindau dazu einladen, Lindau mit allen Stadtteilen zu erkunden, sich gemeinsam auszutauschen und die Geschichten anderer über das Ankommen und das Leben in Lindau zu hören.

Ziel der Lindauer Stadtgeschichten ist es, die Verbindung der Menschen innerhalb und zwischen den Stadtteilen zu stärken und zu fördern. Nach den Erzählungen bekommt das Publikum die Möglichkeit, über die erzählten Geschichten zu sprechen und sich auszutauschen.

Wer kann Geschichten erzählen? Jeder. Alle Lindauer können mitmachen. Egal ob als Gastgeber für ein Erzählcafé oder als Geschichtenerzähler. Die Erzählcafés finden nicht an einem zentralen Ort statt sondern direkt in den Stadtteilen. Nachdem die Gemeinschaft der Menschen im Mittelpunkt der Erzählcafés steht, treffen sich alle Teilnehmer direkt an den orten, an denen sie leben und gerne ihren Alltag verbringen: ob im Garten des Gastgebers, an einem Lieblingsplatz am Seeufer, direkt im Wohnzimmer oder in einem kleinen Café – alles ist möglich.

Sie möchten als Gastgeber oder Erzähler an den Lindauer Stadtgeschichten teilnehmen? Dann kontaktieren Sie die Projektstelle der Bürgerbeteiligung unter buergerbeteiligung@lindau.de

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