Ausstellung „Cut“ in der Skulpturale Lindau

Der Bildhauer Thomas Hannappel zerlegt in seinen Collagen menschliche Körper und fügt Prothesen hinzu. Obwohl sie sich farblich stark von den ursprünglichen Körpern unterscheiden, wirken die so neu zusammengesetzten erstaunlich organisch.

Dies verblüfft umso mehr, als in dem, was hinzugefügt wurde,  kein funktionaler Ersatz zu erkennen ist, der dem abgetrennten „Original-Körperteil“ tatsächlich entspricht. Selbst die Collage eines Dreibeiners ohne Rumpf wirkt auf den ersten Blick völlig natürlich. In anderen Arbeiten zerschneidet der Künstler eine Figur im Raum – mit Hilfe von Raumteilern. Oder das Ausgeschnittene wird zum umgebenden Raum, vom Hintergrund absorbiert und damit in diesen integriert. Bei der ersten Wahrnehmung dieser neuen Arbeiten wird schnell Obszönes vermutet, was sich aber von selbst widerlegt. Dass und wie diese Assoziation hervorgerufen wurde, bleibt dennoch interessant.

Die einzige Skulptur im Galerieraum hängt von der Decke. Sie trägt den Titel „disabled wheelchair“, ist 2013 von Wolfgang Ueberhorst als erste Arbeit einer ganz neuen Schaffensperiode entstanden und besteht aus einem zerschnittenen Armlehnstuhl. Mit Hilfe von Ösen, Haken und Scharnieren werden die einzelnen Teile wieder miteinander verbunden und gleichzeitig auf Abstand gehalten. Diesem stark verkrüppelten Torso sind zwei lange Vierkanthölzer angefügt, die, ebenfalls mit Einschnitten und den erwähnten Metallwerkzeugen versehen, spastische Gliedmaßen suggerieren. Der Gesamteindruck der Invalidität wird durch ein angebrachtes blaues Blinklicht verstärkt.

Die Vernissage findet am Samstag, den 20. Juli von 11:00 – 15:00 Uhr statt. Der Künstler ist anwesend.

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