Therese-von-Bayern-Platz
Sehnsucht zwischen den Tropen und Lindau
Der Therese-von-Bayern-Platz vor der Inselhalle Lindau ist nach einer außergewöhnlichen Frau benannt: Prinzessin Therese von Bayern, der Tochter des Prinzregenten Luitpold von Bayern (1821 – 1912), die eine große Liebe zur Inselstadt hegte und ihren Lebensabend in Lindau verbrachte. Die Prinzessin wurde 1850 in München geboren. Schon als junge Frau musste sie – dem Zeitgeist und dem Protokoll des Hofes entsprechend ¬– viele repräsentative Pflichten übernehmen. Bereits damals bemerkte sie die ständige innere Zerrissenheit zwischen der höfischen Kontrolle und ihrem ausgeprägten Freiheitsdrang.
Andererseits ermöglichte ihre Herkunft der Prinzessin, was für andere Zeitgenossen damals noch unmöglich schien: Die Welt zu bereisen und zu entdecken! Als Wissenschaftlerin, Schriftstellerin, Forschungsreisende und Pionierin der Reisefotografie bereiste Therese Skandinavien, Russland, Nord- und Südamerika.
Leidenschaft für Wissen und Reisen
Ihren eigentlichen Sehnsuchtsort fand Therese allerdings in den Tropen: Ab 1888 wagte sie sich gleich zweimal mit einer Expedition nach Südamerika; die gelehrige Therese lernte so elf Sprachen, verfasste zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und erhielt als erste Frau die Ehrendoktorwürde der Ludwig-Maximilians-Universität München. Als ihr Bruder Ludwig 1913, nach dem Tod des Vaters, den Thron als König Ludwig III. bestieg, zog es Therese nach Lindau, wo sie sich ein kleines Schreibzimmer eingerichtet hatte. Hier erfuhr Therese die Schrecken des Ersten Weltkrieges. Sie war – trotz aller damaligen Kriegsbegeisterung im Sommer 1914 – gegen diesen Krieg, stellte sich aber trotzdem an die Spitze des Roten Kreuzes in Lindau, um mit vollem Einsatz zu helfen und Leid zu lindern. Die Prinzessin war in Lazaretten unterwegs, besuchte Wohltätigkeitsfeste, hielt Vorträge. In Lindau erlebte sie auch die Revolutionen nach Kriegsende.
Ganz Lindau trauert
Am Ende ihres Lebens zog sie sich immer mehr in ihre Villa Amsee in Lindau zurück. Als sie 1925, im Alter von 75 Jahren starb, hieß es im Lindauer Tagblatt: „Villa am See trauert“. Ihr Leichnam wurde in der Stiftskirche aufgebahrt, um den Lindauern einen persönlichen Abschied von „ihrer“ Prinzessin zu ermöglichen. Auch eine Trauerfeier fand in der Kirche statt, bevor der Sarg der Prinzessin, begleitet von der Stadtkapelle und der Reutiner Kapelle, über Marktplatz, Cramergasse und Maximilianstraße zum Bahnhof gebracht wurde. Ihre letzte Ruhestätte fand Therese von Bayern in der Münchener Theatinerkirche.