Für Théodelinde de Beauharnais (1814-1857) waren es nicht nur die herrliche Lage und das milde Klima, die für eine Sommerresidenz am Lindauer Bodenseeufer sprachen. Zwar fühlte auch sie sich an Italien erinnert, wie so viele Wohlhabende und Adelige, die sich hier ab Mitte des 19. Jahrhunderts Villen und Sommerresidenzen errichten ließen. Doch ging es ihr in erster Linie um ihre schon seit Kindertagen arg angeschlagene Gesundheit.

So zog es die junge Théodelinde, deren Vater Eugène de Beauharnais ein Stiefsohn Napoleon Bonapartes (1769-1821) war, vor allem deshalb nach Süden, weil ihr das Klima bei ihrem Lungenleiden gutzutun schien. Woran genau die Prinzessin litt, ist nicht bekannt; man vermutet aber Tuberkulose. Théodelinde lebte mit ihrem Mann Herzog Willhelm von Urach eigentlich in Stuttgart. Da war das Bayerische Bodenseeufer eine buchstäblich naheliegende Alternative zum fernen Italien.

Sommerresidenz für kurze Zeit

Fündig wurde die Prinzessin 1853 schließlich, als sie das sogenannte Haugsche Gut in Lindau erwarb. Nach den Vorstellungen Théodelindes baute der Münchner Architekt Anton Harrer das vorhandene Zollhaus zur Sommervilla um. Die Nebengebäude verschwanden und machten einer großzügigen Parkanlage samt Privathafen Platz. Harrer war keine beliebige Wahl. Er hatte sich mit mehreren Großbauten im Geist des Historismus in Bayern bereits einen Namen gemacht.

Auf die fragile Gesundheit der Prinzessin hatte ihre Sommerresidenz leider keinen positiven Einfluss mehr: Die Umbauarbeiten zogen sich bis 1855, Théodelinde de Beauharnais verstarb nur zwei Jahre später. Doch die faszinierende Geschichte der Villa Leuchtenberg ist damit nicht zu Ende. 1886 verkaufte Théodelindes Tochter die Residenz an den Vorarlberger Textilfabrikanten Samuel Wilhelm Schindler.

Technische Pionierleistungen hinter historischer Fassade

Schindler schenkte das Anwesen seinem Sohn Cosmus, der sich sogleich ans Werk machte und ließ Villa und Anlage seinen Vorstellungen anpassen. Die Nebengebäude, die 30 Jahre zuvor weichen mussten, ließ er neu bauen und versah die Villa mit einer modernen Zentralheizung. Sein Bruder Wilhelm Schindler galt in Vorarlberg als „Elektro-Pionier“, was nicht von ungefähr kam. Er baute dem Jüngeren in seine Villa sogar eine Stromversorgung ein. Der Strom kam per Fernleitung aus dem Schindlerwerk jenseits der Grenze – und machte Villa Leuchtenberg zum ersten Gebäude in ganz Süddeutschland, in dem Strom floss!

Was lange leer steht, wird doch noch gut

Die Nachkommen Schindlers aber nutzen die Villa nur noch gelegentlich als Ferienhaus im Sommer. Wie so oft gestaltete sich der Unterhalt solch eines anspruchsvollen Bauwerks für die Familie im Laufe der Zeit als große Herausforderung. Vielleicht haben Leerstand und Verwahrlosung eine Rolle gespielt, als die Stadt Lindau 1973 kurzerhand einen Uferweg vor der Villa bauen ließ – mitten durch das Privatgrundstück hindurch.

30 Jahre stand Villa Leuchtenberg, eines der schönsten Anwesen am Lindauer Bodenseeufer, weitgehend leer. Als hätte die Vernachlässigung nicht schon genug angerichtet, kam es 1991 und 1995 auch noch zu zwei Bränden, die weitere schwere Beschädigungen anrichteten. Dennoch dauerte es noch gute zehn Jahre bis zum vorläufigen Happy End: Nach einem Besitzerwechsel wurde Villa Leuchtenberg von 2005 bis 2008 aufwendig saniert. Heute befinden sich Wohn- und Büroräume darin.