Dass wir heute von der Bayerischen Riviera sprechen, jenem circa sechs Kilometer langen Uferabschnitt Lindaus, der nach wie vor zu den schönsten Ausflugszielen der gesamten Region gehört, nahm Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Anfang. Rund 30 noble Villen und Herrenhäuser sind bis heute erhalten geblieben, ihre teils spektakulären Parks und Grünanlagen sind in manchen Fällen sogar für die Allgemeinheit zugänglich. Doch die Villa Amsee selbst ist leider längst Geschichte.

Erst ein Sommersitz, dann zwei, dann drei …

Als erster ließ sich der Bankier und Kaufmann Friedrich Gruber zwischen 1842 und 1845 hier die Villa Lindenhof als „Sommersitz“ erbauen. Dem folgte Prinzregent Luitpold von Bayern (1821-1912) nur drei Jahre später mit einer eigenen Villa. Rund 16.000 Gulden soll seine Hoheit für das Landgut bezahlt haben. Der Name war so simpel wie zutreffend: Amsee. Diese beiden „Initialbauten“ lösten einen wahren Boom aus: Zahlreiche Adlige und reiche Bürger zogen über die Jahre und Jahrzehnte nach, erwarben bestehende Anwesen und ließen dort am Ufer prächtige Villen und Herrenhäuser ganz nach ihren Vorstellungen errichten.

Villa Amsee wurde auch von anderen Mitgliedern der Bayerischen Königsfamilie als Residenz genutzt. Vier Kinder Luitpolds kamen hier in Lindau zur Welt. Für seine Tochter Therese, Prinzessin Therese von Bayern (1850-1925), gilt dies zwar nicht, aber von allen seinen Kindern hatte sie später den engsten Bezug zur Villa und zu ihrer Wahlheimat Lindau. Therese siedelte 1914, während des Ersten Weltkrieges, an den Bodensee über, wo sie die Lindauer schnell in ihr Herz schlossen. Therese engagierte sich mit vollem Einsatz für das Rote Kreuz, war in Lazaretten unterwegs, besuchte Wohltätigkeitsfeste und äußerte sich öffentlich gegen den Krieg.

Leider längst vergangen

So blieb die Prinzessin der Stadt mit Löwe und Leuchtturm schließlich bis an ihr Lebensende treu. Therese verstarb mit 75 Jahren hier in Lindau. Die Trauer war groß, noch heute wird ihrer gedacht. Die Villa Amsee blieb in Besitz der Familie. Doch schon zu Zeiten Thereses begann der schleichende Verfall; der Garten verwilderte zusehends. Nach dem Zweiten Weltkrieg war in der Villa zeitweise ein Restaurant untergebracht, später diente sie als Unterkunft für Gastarbeiter.

1981 wurde das Anwesen unter Denkmalschutz gestellt – jedoch zu spät. Nur ein Jahr danach musste Villa Amsee abgerissen werden. An den einst herrschaftlichen Bau erinnern heute nur noch Reste der ehemals üppigen Parkanlage und ein paar fast ganz verfallene Gewächshäuser.