Lindau wird von uns bei der Lindau Tourismus und Kongress GmbH gerne auch die „Insel- und Gartenstadt“ genannt. Ein Name, der unserer wunderschönen grünen Lindauer Insel zweifelsohne gerecht wird. Doch ist Lindau im Bodensee nicht noch mehr als das? Ist Lindau nicht auch eine Kulturstadt? Darüber denke ich nach, während ich durch die Maximilianstraße zum Kunstmuseum am Inselbahnhof laufe.

Originale von Marc Chagall, dem Künstler des Deckengemäldes der Opéra Garnier in Paris? Werden derzeit in Lindau ausgestellt. Hochkarätiges Theater in einer ehemaligen Klosterkirche? Bietet das Stadttheater Lindau. Musik und Theater open air erleben? Ist möglich im Casinopark in Lindau. „Den Einwohnern und Touristen unserer malerischen Kleinstadt wird kulturell eine ganze Menge geboten“, denke ich und erreiche das Kunstmuseum.

Vor dem Eingang empfängt mich Pia Mayer, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums. Die Kunsthistorikerin führt mich durch die Ausstellung, bei deren Planung sie mitgewirkt hat. Sie erzählt mir begeistert von Marc Chagalls Gemälden zu Daphnis und Chloe, die im Museum ausgestellt werden. Alle der gezeigten Kunstwerke sind Originale – und die zu beschaffen war teilweise gar nicht so einfach.

„Wir haben Kontakt zur Chagall-Nachlassverwaltung aufgenommen, um die letzten fehlenden Bilder für die Sonderausstellung zu erhalten.“, erklärt mir Pia Mayer. „Die Kunstwerke sind kostbar und fragil. Unter aufwendigsten Bedingungen wurden sie mit Kunstspeditionen nach Lindau transportiert. Die Chagall-Nachlassverwaltung hat sie dennoch auf die Reise zu uns geschickt.“ Damit das Bild unbeschadet im Kunstmuseum ankommt, durfte es nur schräg in der Transportbox verschickt werden. Trotz der Corona-Pandemie haben es die Kunstspeditionen geschafft, die Werke rechtzeitig nach Lindau zu transportieren. Während Pia mir erklärt, wie das Team des Kulturamts die Gemälde für die Ausstellung doch noch pünktlich beschaffen konnten, leuchten ihre Augen. Mir wird im Museum eines klar: Hier steckt echtes Herzblut drin!

Echtes Herzblut steckt nicht nur in der Ausstellung zu Marc Chagall, sondern in allen Angeboten des Kulturamts Lindau. So beispielsweise auch im Stadttheater Lindau, das jede Saison ein erstklassiges, abwechslungsreiches Programm auf die Beine stellt.

Wie wertvoll die Lindauer Kulturszene ist, ist natürlich nicht nur mir aufgefallen, sondern auch Menschen, die sich wirklich mit Kultur auskennen. So wie Tilo Braune, dem Präsidenten der Europäischen Kulturstiftung Pro Europa. Er ehrte letzte Woche Freitag die Stadt Lindau mit dem Europäischen Kulturpreis! Wow! Unser idyllisches Lindau erhält den Preis für herausragende kulturelle Leistungen europäischer Bedeutung. Von der Größe der Stadt sollte man eben nicht auf sein kulturelles Angebot und dessen Reichweite schließen. Und auch nicht auf die Internationalität, denn die weltweit größte multireligiöse Nichtregierungsorganisation „Religions for Peace“ trifft sich seit 2019 jedes Jahr in der Inselhalle Lindau. „Religions for Peace“ wurde mit dem Europäischen Kulturpreis „Pro Humanitate“ ausgezeichnet. In Lindau entsteht nicht nur preisgekrönte Kultur, sondern tagt auch preisgekrönte Kultur. Beachtlich!

Nachdem ich mich von Pia Mayer verabschiedet habe, stehe ich vor dem Museum und ordne meine Gedanken zur Kunstausstellung und Lindaus kultureller Vielfalt. Ich gehe runter zum Hafen, wo sich gerade eine Gruppe Touristen von ihrer Stadtführerin die Lindauer Geschichte erklären lässt. „Ja, Lindau ist unsere geliebte Insel- und Gartenstadt – und auch eine preisgekrönte Kulturstadt.“, denke ich und schaue zu Leuchtturm und Löwe.