Die jährlichen Sonderausstellungen im Kunstmuseum Lindau sind längst kein Geheimtipp mehr. Stolze 50.000 Besucherinnen und Besucher haben die Ausstellung „Marc Chagall – paradiesische Gärten“ im Sommer 2021 gesehen. Dementsprechend hoch liegt die Messlatte für die diesjährige Sonderausstellung. Höchste Zeit für unsere Autorin sich auf den Weg ins Kunstmuseum zu machen.
Bezaubernde Blumen, farbenfrohe Landschaften und malerische Gärten: nein, ich beschreibe nicht Lindau und das Umland, sondern die Ausstellung im Kunstmuseum am Inselbahnhof. Vom 30. April bis 03. Oktober 2022 ist dort „Mythos Natur – von Monet bis Warhol“ zu sehen. Die Ausstellung hätte eigentlich schon letztes Jahr anlässlich der Gartenschau in Lindau präsentiert werden sollen. Aber wie das leider so ist in Zeiten der Pandemie musste „Mythos Natur“ kurzfristig verschoben und durch „Marc Chagall – paradiesische Gärten“ ersetzt werden. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben und so bin ich heute mit Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn und Kurator Prof. Dr. Roland Doschka im Museum verabredet.

Große Kunstwerke (versuchen) auf die Insel zu kommen

„Im Frühjahr 2021 war es sehr schwierig die Kunstwerke von verschiedensten Standorten auf der ganzen Welt nach Lindau zu bringen.“, erklärt mir Alexander Warmbrunn, Leiter des Kulturamts Lindau, im ersten Ausstellungsraum. „Die Transportwege waren unterbrochen und die Lage unsicher.“ Kunstwerke von Monet, Manet, Renoir, Liebermann, Macke, Nolde und Warhol in die kleine Inselstadt Lindau zu holen sei auch ohne die pandemische Lage nicht so einfach, durch die Pandemie wurde es zu einem Ding der Unmöglichkeit. Die ausgestellten Stücke sind weitestgehend in Privatbesitz und ihre Besitzer haben über die Jahre eine enge Bindung zu den Stücken aufgebaut. Sie für mehrere Monate an ein Museum zu verleihen, fällt manchen von ihnen schwer. „Dennoch haben uns die Besitzer ihr Vertrauen geschenkt und wir haben die Kunstwerke ohne Leihgebühren erhalten.“

Dass solch namhafte Kunstwerke es 2022 trotzdem nach Lindau geschafft haben, liegt an Kurator Roland Doschka, an Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn und seinem Team. Gemeinsam haben sie den Transport von 55 Werken 22 verschiedener Künstler nach Lindau möglich gemacht. So wird im Museum eine Farbenvielfalt vom Impressionismus bis in die Moderne entfaltet. Und die kommt in den abgedunkelten Räumen und der Beleuchtung der Gemälde noch intensiver zur Geltung. Faszinierend, wie unterschiedlich die blühende Natur mit ihrem Ausdruck von Farbe, Licht und Atmosphäre die einzelnen Künstler inspirierte!

Erste Eindrücke von der neuen Sonderausstellung „Mythos Natur“ im LIndauer Kunstmuseum
Natur im Museum

Kommt man mit dem Kurator Prof. Dr. Roland Doschka ins Gespräch wird schnell klar, warum die aktuelle Sonderausstellung sich dem Thema Natur widmet: „Ich lasse mich selbst gerne von der Natur inspirieren“. Sei es als Gartengestalter in seinem privaten Landschaftsgarten, als Autor zur Gartenkunst oder eben als Kurator im Kunstmuseum Lindau. Gerade Monet darf für Prof. Dr. Doschka in solch einer Ausstellung nicht fehlen. Nicht nur, weil Monet die Natur auf solch einzigartige Weise einzufangen vermochte, sondern auch, weil Prof. Dr. Doschka 1992 die erste monografische Ausstellung des Künstlers in Deutschland präsentierte. Kein Wunder also, dass Monets „Das Haus durch die Rosen“ als Titelbild der Ausstellung „Mythos Natur“ einen Rahmen gibt. Das farbenfrohe Gemälde zeigt Monets Garten. Zur Entstehungszeit des Gemäldes war Monet sichtlich erfreut über seine zurückgewonnene Sehkraft nach einer Augenoperation und der Verwendung einer Spezialbrille. Bei dem Anblick des Bildes möchte ich kaum glauben, dass der Virtuose in den letzten Lebensjahren, als das Bild entstand, unter grauem Star litt. Das Monet in seinem Garten zwischenzeitlich 12 Gärtner beschäftigt hatte, glaube ich hingegen sofort.

Nach meinem Besuch im Kunstmuseum nehme ich mir eines vor: mir die Blütenpracht unserer Insel, hinter der übrigens auch ein ganzes Team an Gärtnern steckt, beim nächsten Spaziergang ganz genau anzugucken. Inspirieren wird mich das nicht, aber erfreuen dafür umso mehr.

 

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Die Ausstellung Mythos Natur ist noch bis 03. Oktober 2022 täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 10,00€, Jugendliche bis einschließlich 17 Jahren 3,50€, Kinder bis 6 Jahre kommen kostenlos rein. Mit Ihrer Gästekarte ECHT Bodensee Card erhalten Sie 10% Rabatt auf den Eintritt. Audioguides stehen in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.