Im Volksmund ist er bis heute als „Kettenheiliger“ bekannt: Der heilige Leonhard (†559). Die Legende besagt, es seien durch das Gebet des heiligen Leonhard oder auf seine Anrufung hin auf wundertätige Weise die Ketten zahlreicher Gefangener zersprungen. Besondere Verehrung wird dem Heiligen etwa ab dem 11. Jahrhundert in Bayern zuteil, wo er als Nothelfer, besonders aber als Schutzpatron für das Vieh verehrt wird. Im ist die kleine Feldkapelle in Lindau Schachen geweiht.

Bauernschaft trotzt Reformation

Die Leonhardskapelle wurde um 1480 aus rauen Bruchsteinen errichtet. Mit Einzug der Reformation in Lindau 1528 wurde das Gotteshaus profaniert – das heißt aus dem ehemaligen Gotteshaus wurde ein ganz gewöhnliches Gebäude. Damit sollte die katholische Heiligenverehrung eingedämmt werden. Ursprünglich hingen auch drei Glocken im Turm, von denen wenigsten die größte Glocke von der Lindauer Glockengießerfamilie Ernst gegossen wurde. 1828 fing das Kirchenschiff Feuer und wurde zerstört. Ein Königlicher Stiftungsadministrator wollte den Turm daraufhin abreißen lassen, aber das ließ die Bauernschaft – die den Heiligen Leonhard noch immer stark verehrten – nicht zu.

Vom Feuerwehrhaus zum Gotteshaus zurück

Um 1900 erhielt der einsame Turm einen neuen Anbau und diente dann fast 90 Jahre lang, bis 1988, als Feuerwehrhaus. Seit 1995 kümmert sich ein Förderverein um die kleine Kapelle, die sich noch immer in Besitz der Evangelischen Gemeinde befindet.

Auf Anfrage kann die Kapelle für kirchliche und weltliche Zwecke genutzt werden. Jedoch sei gleich gesagt: Innen gibt es nicht viel zu sehen. Blickfang im Turm ist eine Säule des Lindauer Glaskünstlers Oliver Schaugg aus dem Jahr 2001. Die Gestaltung der Glassäule soll den Namenspatron der Kapelle, den heiligen Leonhard würdigen – mit Bezug auf unsere heutige Zeit.

Wer um die bewegte Geschichte des Bauwerks weiß, der kann die Turbulenzen der Kirchengeschichte in der St. Leonhardskapelle regelrecht nachspüren.