Sie ist nicht nur eine der ältesten Villen Lindaus, sondern blickt selbst auf eine Vorgeschichte zurück, die bis ins frühe 17. Jahrhundert reicht: Als Landgut „zum Engel“ war das Anwesen in der damals noch eigenständigen Gemeinde Aeschach bekannt, als es ein gewisser Graf Otto von Quadt-Wykradt 1854 erwarb. Zuvor war es in Besitz einer englischen Adelsfamilie.

Auf dem weitläufigen, mehr als zweieinhalb Hektar großen Gelände folgte der Graf dem damaligen „Trend“ unter den Adeligen Lindaus und ließ dort eine ausgedehnte Parkanlage errichten, mit vielen Eschen und Buchen, Blutbuchen und seltenen Mammutbäumen sowie einem bunten Zier- und Blumengarten. Um 1850 wurde schließlich der Entschluss gefasst, einen winterfesten Palmengarten hinzuzufügen. In diesem später als „Orangerie“ bezeichneten Glashaus sollten die empfindlicheren Pflanzen des damals schon viel gerühmten Parks vor den kalten Wintern am Bodensee geschützt werden.

Wo die „Gartenstadt“ ihren Anfang nahm

In der Folge erhielt das Anwesen große Bedeutung für die Stadt Lindau: Noch ehe die Gemeinde Aeschach Teil der Stadt wurde – das geschah erst 1922 – erwarb Lindau die Villa samt Parkanlage und Orangerie im Jahre 1903. 1925 wurde sie sogar zur Dienstwohnung für den Oberbürgermeister Lindaus umgewandelt. Vor allem aber hat hier die besondere Geschichte der Stadtgärtnerei Lindaus ihren Ursprung, wenn man so will – und damit auch die Bedeutung und der legendäre Ruf Lindaus als Gartenstadt.

1909 gegründet, war die Stadtgärtnerei auch für den Schutz der tropischen Pflanzen verantwortlich. Die bis zu acht Meter hohen und hunderte Kilogramm schweren Palmbäume zum Beispiel, mussten mühsam aus der Erde geholt werden, um sie dann in der beheizbaren Orangerie einzulagern. Heute ist die zentrale Lage am historischen Ort, bei den Aeschacher Friedhöfen und dem Stadtzentrum auf der Insel, eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche Arbeit der Stadtgärtnerei, die seit weit über 100 Jahren den Ruf der Gartenstadt buchstäblich kultiviert.

Die Leistungen unserer Vorfahren für unsere Nachkommen erhalten

Die Mühe lohnt sich, ist die Villa Engel mitsamt ihrer Parkanlage doch bis heute ein ganz besonderer Teil von Lindau, auch wenn sie nur zum Teil für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Was frühere Generationen hier geschaffen haben, soll auch unseren Nachfahren erhalten bleiben. Das hat man in Lindau ganz pragmatisch zu Ende gedacht und in der Villa Engel seit mehr als 30 Jahren einen städtischen Kindergarten eingerichtet.