Beeindruckendes Bregenz
Die Nachbarstadt im österreichischen Ländle hat viel zu bieten – unsere Autorin war einen Tag lang mit ihrer österreichischen Kollegin unterwegs.
Bregenz und Lindau – zwei Städte, zwei Länder und doch trennen sie nur wenige Kilometer. Von Lindau aus gelangt man schnell und einfach ins österreichische Bregenz: idyllisch mit dem Fahrrad entlang des Seeufers, bequem mit dem Zug oder direkt über das Wasser. Nachdem ich bereits Theresa von Bregenz Tourismus die schönsten Ecken unserer Insel zeigen durfte, lerne ich heute Vorarlbergs Landeshauptstadt durch ihre Augen kennen.
Am Fuße der Alpen, in der Bregenzer Bucht gelegen, nimmt die Seestadt Bregenz den Großteil des österreichischen Bodenseeufers ein. Mit rund 28.000 Einwohnern ist sie zwar nur die drittgrößte Stadt Vorarlbergs, aber dank ihrer Festspiele mit Sicherheit eine der berühmtesten.
Großstädtisches Flair in Seenähe
Es ist ein warmer Frühlingstag und Theresa erwartet mich zum Brunch. Die junge Kellnerin des Cafesito in der Anton-Schneider-Straße begrüßt uns freundlich. Aufgeblätterte Bücher, die wie Lampen von der Decke hängen und eine Wand, tapeziert mit bunten „New Yorker“-Titelblättern, verleihen dem Café eine Art Großstadtflair und es gibt Bagels. Gut gestärkt brechen wir auf. Die Sonne wird bereits kräftiger und Theresa führt mich durch einige Gassen über eine leichte Anhöhe in die kopfsteingepflasterte Kirchstraße, eine der ältesten Straßen der Festspielstadt. Sie war früher Teil der alten Landstraße, und noch heute finden sich hier traditionsreiche Wirtshäuser wie etwa die „Gaststätte zum goldenen Hirschen“. Auch das Wohnhaus mit der Nr. 29 lockt zahlreiche Touristen an: Es ist die schmalste Hausfassade Europas – mit nur 57 Zentimetern.
Gleich zwei inhabergeführte Geschäfte haben hier eröffnet. Wir betreten zunächst das Xocolat von Martina – eine Schokoladenwerkstatt, in der sie selbst an neuen Kreationen arbeitet, verkauft und Workshops anbietet. Spätestens als ich durch die offene Küche sehe, wie die junge Vorarlbergerin dickflüssige Kakaomasse verrührt, schmelze ich förmlich dahin.
Rechts nebenan präsentiert Barbara in ihrem Geschäft fesch livin’ Deko- und Wohnaccessoires in skandinavischem Design. Bei ihr findet man neben ausgewählten Möbelstücken kleine Alltagsgegenstände, die einen nordischen Schick versprühen.
Die Oberstadt ist ein Geheimtipp für eine kurze Auszeit
Spaziert man die Kirchstraße noch ein Stück weiter über die Kapuzinerstiege, wird man mit einem fabelhaften Ausblick auf die mittelalterliche, von Befestigungsmauern umgebene Oberstadt belohnt, die auf einer Anhöhe über Bregenz thront. Die Oberstadt ist ein Geheimtipp für alle, die eine kurze Auszeit vom pulsierenden Stadtleben suchen, denn sie bleibt von vielen Touristen unentdeckt. Besonders sehenswert: der imposante Martinsturm (das heutige Wahrzeichen von Bregenz), das verwunschene Deuringschlösschen, aber auch das historische Bregenzer Stadttor, über dem ein mumifizierter Haifisch hängt, der das Böse von der Stadt fernhalten soll.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Römerstraße – in den Concept Store von Markus. In seinem Laden Römer VII findet man Exklusives aller Art: von neonfarbenen Tierfiguren über Bilder von Stars bis hin zu teuren Vintagetaschen. Mit der Tür des Römer VII verlassen wir schließlich die Innenstadt und machen uns auf den Weg zum Pfänder. In einer Großraumkabine mit bodentiefen Fenstern schweben wir mit der Bahn nach oben, und mit jedem Meter weitet sich unsere Sicht. Nur sechs Minuten später offenbart sich uns auf 1.064 Metern Höhe ein großartiges Panorama. Zu unseren Füßen erstreckt sich der Bodensee mit den österreichischen und Schweizer Alpen im Westen. Ich erkenne den Rheindamm und natürlich die Insel Lindau. Kein Wunder, dass die Einheimischen ihren Hausberg lieben.
Bregenzer Kulturmeile ist einen Besuch wert
Wieder zurück am Boden führt mich Theresa noch auf den Kornmarktplatz. Bis zum Bau der Eisenbahn wurde hier Getreide gehandelt. Heute ist er Teil der Bregenzer Kulturmeile. Hier befinden sich das Kunsthaus (KUB), das zeitgenössische Werke zeigt, das Landestheater (ehemals das Kornlager) und das „vorarlberg museum“. Letzteres präsentiert die Kunst- und Kulturzeugnisse des Bundeslandes und beeindruckt seit seiner Renovierung durch eine Außenfassade aus 16.646 Betonblüten. Bei näherer Betrachtung stellen sie sich als PET-Flaschen-Böden heraus. Auch das KUB imponiert durch seine Architektur – einen glasverhüllten Kubus. Theresa und ich gönnen uns eine kleine Erfrischung im „museumscafé“. Insbesondere im Sommer kann man hier wunderbar draußen sitzen und das rege Treiben am Kornmarktplatz beobachten.
Nach der kleinen Pause spazieren wir noch einmal weiter. Vorbei am legendären „Milchpilz“ aus den 1950er Jahren – einem Kiosk in Fliegenpilzform – bis ans Seeufer. In den Sommermonaten flanieren allabendlich festlich gekleidete Gäste entlang der großzügigen Promenade zum Festspielhaus, das jährlich rund 200.000 Besucher anzieht. Und dann sind wir plötzlich da: Aus dem Bodensee ragen zwei rund 20 Meter hohe Frauenhände, ausgearbeitet bis ins Detail. Zwischen ihnen schweben riesengroße Spielkarten scheinbar schwerelos durch die Luft. Es ist die Festspielbühne für Georges Bizets Oper „Carmen“, die im Sommer 2018 noch einmal hier, auf der größten Seebühne der Welt, zu sehen sein wird.
Bei einem Glas Wein lassen wir den Tag schließlich im Füxl ausklingen. Inhaber Christopher serviert uns exquisit zubereitete Köstlichkeiten wie Bärlauchschaumsuppe oder Beef Tatar mit gebackenem Jung-Spargel. Er achtet sehr auf die Qualität seiner Produkte und konzentriert sich auf das, was die Jahreszeit gerade hergibt – ein Konzept, das schmeckt.