Vom Handel zum Fremdenverkehr
Die Geschichte des Lindauer Hafens – heute Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt – reicht viele hundert Jahre zurück
Schon immer zieht es die Menschen ans Wasser – auch Lindau war bereits um das Jahr 800 ein Ort, an dem die Bevölkerung von der Fischerei relativ gut leben konnte. Der damalige Hafenbereich befand sich, soweit bekannt, im Bereich des heutigen Kleinen Sees. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen 1079 wurde der Markt aus Sicherheitsgründen auf die Insel verlegt. Hieraus entwickelte sich eine florierende Kaufmannssiedlung, aus der die Stadt Lindau hervorging.
Um das Jahr 1200 wurde eine neue Anlegestelle in Richtung des offenen Sees gebaut und damit der Grundstein für den heutigen Hafen gelegt. Der Mangturm mit seinen bunten Dachziegeln wurde als westlichster Punkt der Stadtbefestigung errichtet und diente als Schutz- und Leuchtturm. Er war durch hölzerne Pfahlreihen, welche die gesamte Insel umzogen, vor Wasser und Angreifern geschützt. Erst im Rahmen eines Hafenumbaus in den Jahren 1811/1812 wurden diese Pfähle durch steinerne Molen ersetzt. Als Umschlagsort für Exportwaren spielte der Lindauer Hafen damals eine bedeutende Rolle: Hauptsächlich Salz und Getreide wurden in die Schweiz und nach Italien exportiert, aber auch Wein, Holz, Metalle und Textilien verlud man hier.
Eisenbahn brachte Touristen an den Bodensee und nach Lindau
Um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Orten wie beispielsweise Friedrichshafen zu erhalten, wurde in den Jahren 1853/1854 der Bau der Eisenbahnlinie und eines Bahnhofs forciert. Mit der Verbindung zwischen Lindau und Hof erfolgte die Anbindung an das mittel- und norddeutsche Netz. Damit wurde nicht nur der Getreidehandel weiter ausgebaut, sondern auch der Tourismus angekurbelt: In der Nähe des Bahnhofs entstanden die ersten großen Hotelbauten.
Auch der Seehafen wurde diesen Entwicklungen angepasst und weiter optimiert. Das Becken wurde vertieft und auf die heutige Größe von ca. 4,5 Hektar erweitert. Zudem wurde der Neue Leuchtturm errichtet. Neben dem funktionellen Aspekt war dem bayerischen König Maximilian II. vor allem die repräsentative Funktion des Hafens wichtig. Daher wurde der steinerne Löwe für die Ostmole beauftragt: eine sechs Meter hohe Statue, welche in München angefertigt und mit der Bahn an den See transportiert wurde. Als am 12. Oktober 1856 der neue Hafen feierlich eingeweiht wurde, markierte dies einen Meilenstein in der Stadtgeschichte: Dampfeisenbahn und Dampfschiffe trafen hier aufeinander – Lindau war zur Schnittstelle der damals modernsten Verkehrsmittel geworden.
Einst wichtiger Verkehrsknotenpunkt, heute beliebtes Fotomotiv
In den kommenden Jahren florierte der Handel und der Getreideboom bescherte der Stadt regen Betrieb. Erst als 1884 die Arlbergbahn eröffnet wurde, nahm der Transport der Güter aus Ungarn in die Schweiz ab. Der Lindauer Hafen verlor mehr und mehr seine Relevanz. 1939 schließlich wurde der Transport von Güterwaggons über den See eingestellt.
Seitdem dient der Hafen fast ausschließlich dem Freizeitverkehr – an der Mole legen nun hauptsächlich Segelboote an. Auch die Bodensee-Kursschiffe aus Bregenz, Rorschach und Friedrichshafen halten hier. Bei Tag und Nacht bietet der Hafen mit seinem noch immer bestehenden Ensemble aus Löwe und Leuchtturm eine eindrucksvolle Kulisse, vor der Touristen ebenso wie Einheimische gerne entlang flanieren.